Kirchort Corpus Christi

Nordenkamp 15 | Stadtteil Havelse | 30823 Garbsen

Geschichte der Kirche Corpus Christi

Die katholische Kirche Corpus Christi wurde 1961 geweiht. Bis zur Fusion der drei Garbsener Kirchengemeinden im Jahre 2004 gehörten die Katholiken im hannoverschen Stadtteil Marienwerder und in Garbsen-Havelse zur Pfarrei Corpus-Christ. Die kirchliche Bindung bestand bereits während des Mittelalters, als das Kloster Marienwerder die Siedler im benachbarten Havelse seelsorglich betreute. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts hatte Graf Konrad von Roden (=1191) auf seinem Eigengut, dem Hof “Werder”, ein Augustinerchorherrenstift gegründet. Das Kollegiatsstift “insula sanctae Mariae” wurde 1196 fundiert. In “hauekesla”-Havelse übereignete man ihm elf Hufen Land. Als Ackerboden war das Land am rechten Ufer der Leine auf dem Maschrand am Fuße von Geschiebesanddünen wenig ertragreich. Im Jahre 1214 war Kloster Marienwerder mit Augustinerchorfrauen aus Obernkirchen besetzt worden, woraufhin es sich bald zum Hauskloster der stadthannoverschen Oberschicht entwickelte. In sechs Siedlungen verfügte der Konvent über Grundbesitz mit Fischereien und Mühlen. Im 13. Jahrhundert war der Grund und Boden von Havelse weitgehend Eigentum der Augustinerinnen. Da jedoch auch hier die Felder wenig ertragreich waren, gerieten die Augustinerinnen wiederholt in wirtschaftliche Not. Um das Einkommen der Klostergeistlichen zu sichern, wurden außer den Kirchen in Engelbostel und Garbsen auch die Gotteshäuser in Limmer, Linden und Leveste teils dem Kloster inkorporiert, teils die Pfarrechte ihm übertragen. Da direkt in Marienwerder keine Dorfgemeinde betreut werden mußte, wurden die Siedlungen Stöcken, Garbsen und Havelse in den Seelsorgebezirk des Klosters eingepfarrt. Die Klosterkirche St. Marien war somit Gotteshaus der Ordensfrauen und der Siedler in den umliegenden Dörfern.  Die Vogtei Garbsen fiel u. a. mit dem Klosteramt Marienwerder und Havelse 1333 an die Welfenherzöge. Später im Herzogtum Calenberg gliederte man Havelse dem Amt Ricklingen ein. Das Augustinerinnenkloster Marienwerder wurde 1543 visitiert und die Seelsorgestelle mit einem luth. Geistlichen besetzt, der auch die umliegenden Gemeinden wie Havelse und Stöcken betreute. Ev. Damenstift ist das Kloster seit 1620. Nach der Aufhebung des Bistums Minden im Westf. Frieden von 1648 waren kath. Reformmaßnahmen kaum möglich. Das Herzogtum Calenberg wurde kath. Missionsgebiet. Da geeignete Arbeitsmöglichkeiten in der Land-, Holz- und Mühlenwirtschaft fehlten, blieb der Zuzug von Katholiken im 19. Jahrhundert in Havelse aus. Die Landgemeinde zählte 1895 280 Einwohner. Bei ihnen handelte es sich ausschließlich um ev. Christen; Katholiken waren hier nicht wohnhaft. Der Lebensunterhalt mußte mühevoll erarbeitet werden, so daß viele Bewohner fortzogen oder nach Übersee auswanderten. Erst als man im benachbarten Seelze nach 1900 die ersten Industriebetriebe gründete und der Verschiebebahnhof eingerichtet wurde, erhielt Havelse Impulse zur Gemeindeentwicklung. Besonders durch den Mittellandkanalbau wurde die Gemeinde bald Zuzugsgebiet von kath. Kanalbauarbeitern aus Italien, der Tschechoslowakei und Polen. In Barackenlagern, entlang der Kanalbaustellen, wurden sie untergebracht. Die Bauarbeiter lebten hier jedoch nur vorübergehend, denn mit den fortschreitenden Kanalbauarbeiten zogen sie in den 20er Jahren weiter nach Osten. Ihre seelsorgliche Betreuung in Havelse und Umgebung übernahm 1911 ein Kaplan aus der Erzdiözese Gnesen. Seit 1910 bestand für die Havelser Katholiken die Möglichkeit zur Feier der Hl. Messe in Seelze, die der Kaplan von St. Benno in Hannover-Linden hielt.  Als während der Zeit der Weltwirtschaftskrise von 1929 die Seelzer Industrie rückläufig war und der Verschiebebahnhof an Bedeutung verloren hatte, wohnten nur noch vereinzelt Katholiken in Gemeindegebiet von Havelse. In den 30er Jahren verbesserte sich die wirtschaftliche Situation deutlich. Denn nicht nur die Reichsbahn, sondern auch das Akkumulatorenwerk und die Continental-Niederlassung in Stöcken boten wieder Arbeitsplätze an. Da in Seelze kaum noch ausreichend Wohnraum zur Verfügung stand, wurden auch in Havelse kath. Arbeitskräfte ansässig. In der Landwirtschaft Marienwerders waren dagegen kaum Beschäftigungsmöglichkeiten für Arbeitssuchende vorhanden, so daß in dieser Gemeinde damals nur wenige Katholiken lebten. Bereits 1928 war Marienwerder in die Stadt Hannover eingemeindet worden.  Vor dem Zweiten Weltkrieg (1939–1945) hatten etwa 50 Katholiken in Havelse gelebt. Dies änderte sich jedoch nach 1945, als Evakuierte aus dem Rheinland sowie zahlreiche kath. Heimatvertriebene und Flüchtlinge in der Gemeinde Unterkunft fanden. Da auch direkte und gut ausgebaute Verbindungen in die benachbarten Industriebetriebe von Stöcken und Seelze bestanden, wurde Havelse sogar bevorzugtes Zuzugsgebiet kath. Heimatvertriebener aus dem Garbsener Raum. Kath. Gottesdienst feierte man zunächst in der alten Schule von Havelse, dann in einem Gasthaussaal. Die seelsorgliche Betreuung übernahm die Dreifaltigkeitsgemeinde in Seelze, die außer den Katholiken in Havelse noch weitere 4200 kath. Christen in 25 Landgemeinden pastorierte. Die seelsorgliche Betreuung der Katholiken in Marienwerder übernahm die St.-Adalbert-Gemeinde in Hannover-Herrenhausen. Die direkte Verkehrsverbindung in die benachbarte Industrie war eine Voraussetzung für den Wohnungsbau in Havelse. Es entstand z. B. 1957 das Neubaugebiet am Hasenberg. Die Notwohnungen der Nachkriegszeit konnte man hier langfristig durch Neubausiedlungen ersetzen. Aufgrund einer vertraglichen Vereinbarung mit der Stadt Hannover sowie mit den Gemeinden Alt-Garbsen und Havelse wurde 1964 das Siedlungsgebiet “Auf der Horst” erschlossen. Seine Anlage löste in Alt-Garbsen und Havelse einen Verstädterungsprozeß aus. Bis zum Mittellandkanal wurde das Gebiet zwischen den beiden Gemeinden aufgesiedelt. Ein neuer Wohnstadtteil von Garbsen war entstanden, der auch infrastrukturelle Einrichtungen, wie das Schulzentrum und die Stadtbibliothek beherbergt. Das Neubaugebiet “Auf der Horst”, das zunächst als Marienwerder-Nord bekannt wurde, war westlich des Klosters Marienwerder parallel zur Leine zwischen dem Mittellandkanal und der Autobahn entstanden. Die mehrgeschossigen Hochbauten boten etwa 15 000 Menschen verschiedener sozialer Schichten Unterkunft. Als Ortsmittelpunkt wurde auf etwa 3 000 qm ein Laden- und Begegnungszentrum eingerichtet. Mitten durch den Ortsteil Marienwerder legte man in Nord-Süd-Richtung eine Teichlandschaft an.  Als ein weiteres Wohnbauprojekt wurde Marienwerder-Süd durchgeführt. In diesem Gebiet, das ebenfalls einen repräsentativen Ortsmittelpunkt erhielt, wurden vor allem sozialschwache Bevölkerungsgruppen wohnhaft. Neubausiedlungen waren hier zwischen dem alten Kloster und Havelse entstanden. Ein weiterer Anstieg der Gemeindemitgliederzahlen um 100% wurde deshalb auch im Bereich von Havelse erwartet. Bischof Heinrich Maria Janssen (1957–1982) nahm dies 1965 zum Anlaß für die Einrichtung der kath. Kirchengemeinde Corpus Christi in Havelse. Ihr Seelsorgebezirk umfaßte aus dem Landkreis Neustadt a. Rbge. die kath. Gemeinde Havelse sowie den hannoverschen Stadtteil Marienwerder. Als die Kirchengemeinde 1976 Pfarreistatus erhielt, legte man den Mittellandkanal als Gemeindegrenze zur benachbarten Pfarrei St. Raphael in Garbsen fest. Da das Neubaugebiet “Auf der Horst” den Gemeinden Havelse und Alt-Garbsen angehörte, mußten die kommunalen Gemeindegrenzen neu geordnet werden. Daher entschlossen sich bereits 1967 beide Kommunen zur Bildung der Samtgemeinde Garbsen. Als Garbsen 1968 Stadtstatus erhielt, zählte es 24 000 Einwohner. Im selben Jahr lebten in Havelse 1 295 Katholiken. Seit 1961 verfügten die Havelser Katholiken über die Corpus-Christi-Kirche, die direkt im Zentrum der Gemeinde am “Nordenkamp” entstand.  Mit der 2. Generation von Heimatvertriebenen und Flüchtlingen prägen heute insbesondere kath. Industriearbeiterfamilien das Gemeindeleben. Während sie im benachbarten Stöcken oder Seelze beschäftigt sind, nutzen sie die Stadt Garbsen als Wohngemeinde. In den letzten fünf Jahren ist die Anzahl der Katholiken in der Corpus Christi Gemeinde mit etwa 1 300 weitgehend konstant. Seit 1986 wurde die Gemeinde von St. Raphael seelsorglich mitbetreut.

Quelle: Handbuch der Diözese Hildesheim