Kirchort St. Maria Regina
Böckeriethe 43 | Stadtteil Berenbostel | 30827 Garbsen
Geschichte der Gemeinde St. Maria Regina in Garbsen-Berenbostel
In der Gründungsurkunde des Augustinerinnenklosters Marienwerder von 1196 wird Berenbostel erstmals erwähnt. Berenbostel war eine Siedlung, die um das Jahr 800 entstanden war. Sie war gegen die feuchten Flussniederungen und den Geestrand in der Leineau angelegt worden. Die Bewirtschaftung der Ackerflächen war deshalb schwierig. Die Siedlung bestand zunächst aus drei bis sieben Höfen. Die Ränder der Moore erlaubten den Torfstich sowie Gras- und Heuernte. Als Schwerpunkte der Siedlung entstand zwischen dem 9. und 10. Jahrhundert Großhöfe. Berenbostel und Stelingen wurden dann von den Grafen von Roden gemeinsam verwaltet und regiert.
Da Berenbostel eine kleine, nur aus vereinzelten Bauernhöfen bestehende Siedlung war, gab es keine eigene Kirche. Die Siedlung gehörte zur Gemeinde in Engelbostel. Dies blieb auch nach der Reformation 1542/43 so. Ein ev. Gotteshaus erhielt die Gemeinde erst im 20. Jahrhundert. Und noch bis in diese Zeit war Berenbostel ausschließlich landwirtschaftlich durch Ackerbau– und Viehzucht geprägt. Erst um die Jahrhundertwende kamen vom benachbarten Hannover und Linden Impulse zur Industrialisierung.
In Berenbostel wurden vier Ziegeleien angelegt; ihre Tongruben werden heute als Naherholungsseen genutzt. Anfangs war die Ziegelherstellung nur eine Nebenbeschäftigung der bäuerlichen Betriebe. Bald entwickelte sich jedoch eine fabrikmäßige Nutzung, wo von Mai bis September etwa 180 Ziegeleiarbeiter Beschäftigung fanden. Als Saisonarbeiter kamen sie aus Pommern, Posen, Ostpreußen, Schlesien sowie aus dem Lipper-Land und dem Eichsfeld. In sogenannten “Ziegelkasernen” wurden sie in Berenbostel untergebracht. Viele von ihnen waren kath. Glaubens. Ebenso die polnischen Landarbeiter oder die Kanalbauarbeiter, die vor dem Ersten Weltkrieg (1914 bis 1918) den Mittellandkanal anlegten. Da sie nur während der Dauer ihrer Beschäftigung in Berenbostel wohnten, wurden sie in der kirchlichen Gemeindestatistik nicht erfasst.
1885 hatten 17 kath. Christen in Berenbostel ihren festen Wohnsitz. Die seelsorgliche Betreuung hatten seit 1902 die Kapläne der St.-Benno-Gemeinde in Linden übernommen, dann die Geistlichen im benachbarten Seelze. Kath. Gottesdienst hielt man seit 1911 in Seelze. Nach dem Ersten Weltkrieg waren die Ziegeleien Grundlage der Bauindustrie und ihre Auftragslage hatte sich deutlich verbessert, sodass die Produktion ganzjährig ausgeweitet wurde. Infolgedessen bildete sich eine qualifizierte Stammbelegschaft heraus, die angelernten Saisonarbeitern kaum noch Beschäftigungsmöglichkeiten bot. Auch der Mittellandkanalbau war zwischenzeitlich abgeschlossen worden, sodass nach 1918 nur noch vereinzelt Katholiken in Berenbostel und Umgebung lebten.
Mit dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise von 1929 mussten die Ziegeleien in Berenbostel stillgelegt werden; 1931 waren fünf Millionen Deutsche arbeitslos. Die Arbeitslosenquote konnte die nationalsozialistische Regierung nach 1933 infolge ihrer militärischen Aufrüstung mit Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen senken. Nach 1939 zog man für die Ziegeleien Kriegsgefangene und Fremdarbeiter zur Arbeit heran. Zahlreiche Polen, Russen und Franzosen waren in Berenbostel festgehalten. Während die Gemeinde bei Kriegsausbruch 997 Einwohner gezählt hatte, waren es 1950 bereits 2.290. Denn der große Strom von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen hatte auch Berenbostel und das benachbarte Meyenfeld erreicht, wo zahlreiche Katholiken Unterkunft fanden. Insgesamt lebten damals über 2.000 heimatvertriebene Schlesier, hauptsächlich aus den Kreisen Frankenstein, Neisse und Waldenburg, im Nordgebiet der Kuratiegemeinde Seelze. Ihr Seelsorgesprengel umfasste die Gemeinden Berenbostel, Frielingen, Heitlingen, Horst, Meyenfeld, Osterwald OE und UE und Stelingen, die man 1947 zur kath. Pfarrvikarie Meyenfeld zusammenfasste.
Der erste in Meyenfeld ansässige Seelsorger war ebenfalls ein heimatvertriebener Schlesier, Pfarrer Gregor Neumann. Er wohnte in einer sehr einfachen Flüchtlingswohnung in Meyenfeld und hielt Gottesdienst im dortigen Gasthaus sowie in den ev. Kirchen in Horst und Osterwald. Ein besonderes Anliegen von Pfarrer Neumann war die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Schon im Jahr 1949 schlossen sich Gemeindemitglieder der Kath. Arbeitnehmerbewegung (KAB) an.
Als die Industriebetriebe im benachbarten Stöcken die Produktion wieder aufnahmen, fanden hier zahlreiche Katholiken Beschäftigung. Andere waren nach Hannover oder in die Industriezentren im Westen gezogen. Daher sank die Katholikenzahl in den ersten Nachkriegsjahren geringfügig auf 1.800. Nach dem Kauf eines Baugrundstückes in Berenbostel wurde hier 1954 die kath. St.-Maria-Regina-Kirche erbaut. Da das Gotteshaus seelsorglicher Mittelpunkt der Gemeinde war, wurde der Sitz der Pfarrvikarie von Meyenfeld nach Berenbostel verlegt. Anschließend siedelten viele Katholiken aus den umliegenden Dörfern nach Berenbostel über. Von hier aus waren die Industriebetriebe in Stöcken gut zu erreichen. Das Heimatwerk Hannover förderte die Anlage von Wohnsiedlungen. Die sich bildende Gemeinde bestand aus über 95 % aus Heimatvertriebenen und Flüchtlingen. Bereits 1956 wurde die 1.750 Katholiken zählende Vikarie zur Kirchengemeinde erhoben. Ihr Seelsorgesprengel umfasste die Ortschaften Berenbostel, Frielingen, Horst, Meyenfeld, Osterwald OE und UE, Stelingen und Heitlingen. Jeden Sonntag fanden nun vier Hl. Messen statt, eine davon in der ev. Kirche in Osterwald. Der Ausbau der gemeindlichen Infrastruktur hatte die Entwicklung von Berenbostel wesentlich gefördert. Es verfügt im Osten über eine Anbindung an den Flughafen Hannover-Langenhagen und die Autobahn Berlin–Dortmund sowie im Süden über einen Anschluss an den Mittellandkanal. Dies war mit Voraussetzung für die Schaffung zweier Gewerbegebiete, nach der Aufgabe der Ziegeleibetriebe Ende der 60er Jahre. Im Jahre 1966 zählte Berenbostel bereits 10.750 Einwohner; knapp 3.000 von ihnen waren kath. Konfession.
Aufgrund seines angegriffenen Gesundheitszustandes fühlte sich Pfarrer Neumann den gestiegenen Anforderungen einer wachsenden Gemeinde nicht mehr gewachsen und so ernannte Bischof Heinrich Maria Jansen Horst Georg Hallmann zum neuen Pfarrer. St. Maria Regina erhielt 1970 Pfarreistatus. Im selben Jahr wurde die Kindertagesstätte mit Hort für 100 Kinder errichtet. Nachdem man Berenbostel und die zur Pfarrgemeinde gehörenden Ortschaften 1974 zur Stadt Garbsen vereinigt hatte, zählte Berenbostel allein über 16.500 Einwohner. Auch in den sieben weiteren Orten, die der Pfarrei angeschlossen waren, stieg die Einwohnerzahl auf ca. 14.000. St. Maria Regina betreute 1984 ca. 5 000 Katholiken, davon lebten ca. 2 800 in Berenbostel und ca. 2.200 in den anderen Ortsteilen. Da die 1954 erbaute Kirche für die Anzahl der Gemeindemitglieder nicht mehr ausreichend war, wurde 1973 das St. Maria Regina neuneue Kirchenzentrum St. Maria Regina im Osten von Berenbostel errichtet. Patronin ist wie bei der alten Kirche Maria Königin, Nebenpatronen sind die hl. Hedwig und der hl. Godehard. Auf dem Grundstück der alten Kirche erbaute 1979 das Heimatwerk Hannover 26 Altenwohnungen. Neben der zweiten Generation von kamen auch immer mehr Katholiken aus dem hannoverschen Bereich oder aus dem europäischen Ausland (Italien, Spanien und dem ehemaligen Jugoslawien etc.) in die Gemeinde.
1986 wurde Hallmann als Pfarrer durch Hans Piorreck abgelöst. Seit 1989 wurden in Berenbostel, Heitlingen und Osterwald OE, wahrscheinlich durch den Zuzug von Aus– und Übersiedlerfamilien, steigende Katholikenzahlen festgestellt. Ein besonderer Höhepunkt in der Geschichte unserer Gemeinde war der Bau des Glockenturms, der 1991 fertiggestellt wurde. Seit 1991 besteht außerdem unsere Partnerschaft nach Bolivien zur Gemeinde Jesus de Machaqa im Hochland Boliviens. Im Jahr 1997 konnte dann das 50-jährige Bestehen unserer Kirchengemeinde gefeiert werden.
2004 wurde die Gemeinde durch die Fusion der drei katholischen Gemeinden in Garbsen Teil der neu gegründeten St. Raphael-Gemeinde.
Quelle: Handbuch der Diözese Hildesheim und Jubiläumsheft zum 50-jährigen Bestehen von St. Maria Regina