Father Dr. Sekar Sebastin ist in Garbsen bekannt, weil er während seines Studiums in unserer Gemeinde mehrere Jahre Urlaubsvertretung gemacht hat. Zur Zeit verbringt Fr. Sekar im Pfarrhaus bei Pfarrer Nolte bis Ende Mai seinen Urlaub. Wir befragten Fr. Sekar über die Gründe, warum in Indien es keine Nachwuchsprobleme mit geistlichen Berufen und Berufungen gibt.
Fr. Sekar, sie sind schon mehrere Jahre Lehrer für Philosophie in einem Priesterseminar im indischen Chennai. Ca. 200 Studenten werden in ihrem Seminar ausgebildet. In Deutschland sind Priesterseminare und Frauenklöster leer. Im Gespräch mit Ihnen wollen wir erfahren, warum es in Indien anders ist.
… zu den Fragen und Antworten …
Ist es Berufung und/oder tiefe Religiosität?
Und/Oder sind es auch weltliche Beweggründe (der Armut entkommen, sozialer Status usw?)
Ja, das ist wirklich so, dass in Indien viele junge Menschen bereit sind und sich berufen fühlen, Priester zu werden oder eine geistliche Berufung in einem Orden zu finden. Wir haben keinen Mangel an Berufungen. Es gibt verschiedene Gründe dafür. In erster Linie ist es die Motivation ausgehend vom Elternhaus. Die Familienatmosphäre und der religiöse Kontext in ihrer Gemeinde und ihrem Lebensumfeld regen sie an, Priester und Schwester zu werden. Auch der Ehrgeiz treibt sie an, etwas zu tun, was ihre Glaubensgemeinschaft weiterbringt. Ein anderer Grund ist darin zu finden, dass sie in ihrer schulischen Ausbildung an kirchlichen Einrichtungen von Geistlichen und Schwestern begleitet und gut motiviert werden. Soziale und wirtschaftliche Faktoren für ihre Entscheidung sind eher nebensächlich.
Liegt es an Gott?
Liegt es an den Menschen?
Was ist Ihre Meinung?
Gott kann dafür nicht verantwortlich gemacht werden. Er ist dabei machtlos, denn die Antwort auf die Einladung Gottes liegt in der Verantwortung des Menschen. Meine Meinung ist, dass Leute in Deutschland und anderen europäischen Ländern sehr viel unter dem Einfluss des Materialismus und der Weltlichkeit sind. Gott spielt in ihrem Leben keine Rolle. Ihr eigenes Wohlergehen spielt eine Hauptrolle in ihrem Entscheidungsprozess. Gott ist nur Nebensache. Sie erkennen nicht die Wichtigkeit der Religion und stützen ihr Denken auf andere Werte.
Doch wenn sie für die Realität des Lebens offen sind können sie auch den Anruf von Gott wahrnehmen. Aber der gelebte Glaube der Kirche in Europa kann junge Menschen nicht inspirieren.
At the same time, we cannot deny the fact the Church in Germany has a lesson to teach the Church in India. In Germany the people are oriented to give their contribution to the Church whereas people in India are oriented to receive always something from the Church.
Man findet bei den Menschen in Indien tiefe Religiosität und Zuwendung zu Gott. Daran mangelt es in Deutschland. Die Anzahl der Gläubigen, die der Hl. Eucharistie am Sonntag beiwohnen, nimmt tagtäglich zu – in Deutschland werden die Gottesdienstbesucher immer weniger.
Gleichzeitig sehen wir aber auch, dass die indischen Christen von der Kirche und den Gläubigen in Deutschland lernen können: In Deutschland sind die Gläubigen bereit, Beiträge und Spenden der Kirche zu geben – in Indien erwarten die Menschen, dass sie von der Kirche unterstützt werden. Die Kirche in Deutschland ist gut organisiert und in festen Strukturen. Das fehlt der Kirche in Indien.
Die Fragen wurden in Deutsch gestellt. Die Antworten wurden vom Fragesteller in Deutsch übersetzt. Fr. Sekar freut sich über weitere Fragen und wird hier antworten.