Kirche geht …. am besten miteinander
Es ist sicher gut, dass wir für bestimmte Bereiche auch Fachwörter Benutzen. Das hilft in mehr allgemeingültiger Form über Dinge zu reden. Die Kehrseite ist dann manchmal, dass es sehr weit weg klingt, nichts mit dem eigenen Leben vor Ort zu tun zu haben scheint: Diakonie, Caritas, diakonischer Grundvollzug des Christ- und Kircheseins beispielsweise. Dabei geht es aus meiner Sicht doch um die ganz einfache und weithin gelebte Nächstenliebe. Sie ist auch heute noch so selbstverständlich, dass viele sie gar nicht bewusst wahrnehmen:
“Soll ich dir einen Kaffee mit reinbringen? Natürlich nehme ich das Paket für die Nachbarin an. Kommen sie, ich halte ihnen die Tür auf. Sind Sie mit dem Wagen da oder kann ich sie mitnehmen? ….“
Sie fängt beim wohlwollenden, aufmerksamen Blick für den Mitmenschen an, in Ehe und Familie, Nachbarschaft, Vereinen, Kirche, Arbeitswelt und Öffentlichkeit. Dabei geht es auch nicht um Dienstleistungen, sondern vielmehr um ein menschenwürdiges, schönes und sinnerfülltes Miteinander. So drückt sie, auch da wo es nicht ausdrücklich und reflektiert geschieht, gemeinsame Gotteskindschaft aus.
Da wo dieses selbstverständliche Miteinander nicht ausreicht um den Hilfebedarf in besonderen Situationen abzudecken, oder Menschen gar nicht in solch tragenden Lebensbezügen stehen, ist es gut und sinnvoll, dass es Gruppen, Vereinigungen und Verbände gibt, die über das normale Maß hinaus Kontakt und Hilfe organisieren. Auch in unserer Gemeinde geschieht das, meist im Verborgenen, auf nahezu allen Ebenen. Im Pfarrbüro oder bei Kontakten im Rahmen kirchlicher Handlungen werden Hilfebedarfe sichtbar, in den Gemeindegruppen reden Menschen miteinander, weisen auf Probleme hin und helfen oder vermitteln Hilfe. Unsere Kindertagesstätten versuchen als Familienzentren ihre besonderen Möglichkeiten für die Familien einzusetzen. In unseren Kirchorten gibt es Besuchsdienst- und Austrägergruppen, die Kontakte ermöglichen und halten und so Menschen die Möglichkeit geben teilzunehmen am Miteinander.
Eine wichtige Rolle Hilfe vor Ort – und sogar weltweit – zu unterstützen spielen auch das Bistum, kirchliche Verbände und Gruppen, wie Kolping, KAB, Frauenkreise, Wort des Lebens-Kreis, KFD, Männerverein, Männergemeinschaft, Malteser, Caritasverband, Caritaskonferenzen, Bolivienkreis und Indienpartnerschaft und nicht zu Letzt die Kommune. Doch immer bleibt Ausgangspunkt und Ziel der Mensch, den wir als Gottes Geschöpf betrachten.
Das unterscheidet dann auch Nächstenliebe von Dienstleistung. Nächstenliebe versucht den in Not geratenen Mitmenschen zu erheben, aufzurichten und begegnet ihm von Anfang an als Schwester bzw. Bruder. Für den Evangelisten Johannes ist dienende Nächstenliebe so wichtig, dass er uns Jesus zeigt, wie dieser im Abendmahlssaal den anderen die Füße wäscht, bevor er mit ihnen das Mahl der Gemeinschaft einnimmt.
Als Christen in Garbsen und Marienwerder versuchen wir das auch heute im alltäglichen Leben umzusetzen und ich finde an vielen Stellen gelingt das ziemlich gut.
Thomas Müller, Diakon