Bärbel Smarsli und Thomas Müller sind zur Zeit in Bolivien und senden per Email Bilder und Eindrücke von ihrem Besuch in Cotoca und den Feiern zum 15. Geburtstag dieser Schule. Bitte klicken Sie sich durch die Bilder und lesen Sie die Eindrücke dazu!
Unsere Schule in Cotoca
wird erwachsen
Herzlichen Glückwunsch
zum 15. Geburtstag
Der 15. Geburtstag ist für bolivianische Jugendliche ein ganz besonderer Tag. Von diesem Tag an gelten sie nicht mehr als Kinder. Deswegen wird dieser Tag auch groß gefeiert. Zum 15. Geburtstag unserer Schule „Colegio Barbara Micarelli del Niño Jesús“ in Cotoca sind wir stellvertretend für die vielen Menschen, die auf unterschiedlichste Weise die Schule unterstützen, nach Cotoca gekommen. 14 Tage erleben wir mit Schwestern, Lehrkörper, Schülerinnen und Schülern zusammen, wie das Fest Gestalt annimmt.
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Die Kinder haben kleine Aufmerksamkeiten vorbereitet, die sie uns liebevoll und etwas aufgeregt überreichen.
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Bei den Größeren kommt es mehrfach zu Frage- und Antwort Gesprächen, wobei die Offenheit uns immer wieder beeindruckt.
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Auch wir haben einen Gruß aus der Heimat dabei: Lesezeichen, die Gemeindemitglieder individuell für die verschiedenen Altersgruppen gestaltet haben.
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Die Kids berichten uns, dass sie im besten Sinn stolz auf ihre Schule sind. Als von unserer Seite die Frage kommt, was die Schülerinnen und Schüler von den morgendlichen Aufstellungen auf dem Schulhof und der Andacht halten, fragt der Übersetzer nach, ob wir diese Frage wirklich stellen möchten. Antwort der Schüler: Es sei ein guter Start in den Schultag und gerade der Impuls aus der Bibel stärkt die Motivation für den Tag: kein Kichern, keine verzogenen Gesichter, aber auffallend viel zustimmendes Nicken.
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Spürbar beeindruckt sitzen wir abends mit den Schwestern zusammen. Wir besprechen was gut und erfolgreich läuft und dazu geführt hat, dass die Schule als beste Schule Cotocas gilt, aber wir besprechen auch die Schwierigkeiten, die durch neue Gesetzgebungen, durch mangelnde Unterstützung der Elternschaft, durch die Zunahme des Drogenkonsums in der gesamten Region Santa Cruz und andere Einflüsse zu verzeichnen sind.
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Wir schauen uns den Baufortschritt an, besprechen die großen Träume, die nach Möglichkeit wahr werden sollen
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und sehen, dass der Bau ins Stocken geriet, weil das Geld nicht weiter gereicht hat; € 25.000,00 sind noch erforderlich, um den Bau zu vollenden.
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Diese Kunst begegnet uns auch in der Schule. Das Fest des Kindes wird in ganz Bolivien begangen und der Hautplatz in Cotoca ist das ganze Wochenende den Kindern vorbehalten.
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Aber auch in unserer Schule bereiten die Großen den Kleinen ein ansehnliches Fest. Begeistert und begeisternd tanzen, singen und spielen sie miteinander und schmücken sich und den Festplatz farbenfroh.
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Wo gerade noch gefeiert wurde, findet an folgenden Schultag ein Panel statt, eine Podiumsveranstaltung auf der junge Berufstätige, Studenten und ehemalige Schüler von ihren Erfahrungen nach dem Schulabschluss und im Beruf erzählen. Gut organisiert und akustisch gut verstärkt sollen die Beiträge den Schüler/innen Orientierungshilfen geben. „Beruf als Berufung“, könnte man als Überschrift wählen. Zum Abschluss der Veranstaltung werden Fragen beantwortet. Ehrengast auf dem Podium ist ein Arzt, der selber auf unserer Schule seinen Abschluss gemacht hat.
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Eher nebenbei erfahren wir beim abendlichen Gespräch mit den Schwestern, dass wir am folgenden Tag auf dem Podium erwartet werden.
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Ausgehend von der Ordensgründerin Barbara Micarelli sollen wir von unseren Erfahrungen mit Jugendlichen berichten und aufzeigen, welche inneren Werte uns dabei wichtig erscheinen.
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Wieder sind wir überrascht und beeindruckt von dem, was die Schülerinnen und Schüler uns sagen und was sie für tiefe Fragen stellen.
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Auch außerhalb des Unterrichtes sind wir nie allein. Immer wieder kommen Kleine und Große um die Gelegenheit zum Austausch zu nutzen, oder einfach um Erinnerungsfotos zu machen.
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Es bleibt sogar noch Zeit in einer der höheren Klassen eine Musikstunde zu gestalten. Wir übersetzen zusammen mit den Kindern das Lied Laudato si. Sie gestalten gerade eine Grundstücksmauer mit Motiven aus dem Leben des hl. Franziskus. Zu jedem Bild soll es einmal eine spanische Strophe geben. Die 1. Strophe haben wir gemeinsam getextet und eingeübt.
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Die vielen Tage, die wir hier in der Schule mit den Schwestern, den Schülerinnen und Schülern und den Lehrkräften verbringen, führen mehr und mehr zu Vertrauen und Gesprächsbereitschaft. Durch die Unterrichtsbesuche, aber auch durch die Leistungsschau der Grund- und Oberschule, wird uns bewusst, wie viel noch getan werden könnte, wenn das erforderliche Geld zur Verfügung stehen würde.
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Aus einfachsten Materialien müssen die Kids sich ihre Physikalischen Aufbauten und kleinen Experimente zusammensuchen. Der dabei gezeigte Einsatz ist natürlich lobenswert, aber zu wünschen ist an dieser Stelle doch, dass wenigsten die elementarsten Dinge von der Schule bereitgestellt werden könnten. Es geht nicht um Himmelsstürmerei, sondern um so einfache Dinge wie Magnetismus, Grundlagen der Elektrizität, Einführung in Mechanik und Werkstoffkunde etc. Soll Bildung gelingen, müssen die Rahmenbedingungen stimmen.
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Uns interessiert auch, wie es den Lehrkräften an der Schule geht und was sie aus ihrer Sicht entwickeln oder verändern möchten. So laden wir sie zu einem Austauschabend ein
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Im Vorfeld ist es nicht so einfach: wer will hier was von wem und warum. Im Laufe des Abends wird aber allen spürbar deutlich, dass es um die gute Entwicklung unserer Schule geht. Einhellig bekunden die nahezu vollständig erschienenen Lehrkräfte, dass sie froh und dankbar sind an dieser Schule zu unterrichten. Das häufigst genannte Argument ist dabei die Disziplin an der Schule. Nach der Vorstellungsrunde sind es überwiegend die Lehrer, die sich mit Beiträgen beteiligen, die Lehrerinnen geben eher nonverbale Kommentare. Die Gesamtsituation wird uns als (für bolivianische Verhältnisse) gut beschrieben. Unüberhörbar ist der Wunsch nach Fachräumen in nahezu allen Disziplinen: Der Bildung Raum geben! Ganz offensichtlich haben wir es bei unserer Schule in Cotoca mit Menschen zu tun, die mehr für die Kinder erreichen können und wollen. Eine gute Voraussetzung für unser Schulprojekt, auch wenn wir den Lehrkräften deutlich machen müssen, dass wir kein Geld haben und selber für sie auf Betteltour gehen. Betteln fällt aber leichter, wenn man weiß wofür man bettelt und man selbst an den Erfolg glaubt. So war es ein in jeder Hinsicht guter Abend. Wir kamen nicht von der Bank um Kreditrahmen auszuloten, wir kamen als Freunde um unsere Partnerschaft zu stärken. Das ist gelungen!
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Für den Musikraum könnte man national und international (Deutschland/Bistum Hildesheim) um Instrumentenspenden bitten. Gitarre, Akordeon, Querflöte, Violine etc. Ein besonderer Wunsch der Schwestern wären Instrumente für einen „Spielmannszug“ der hier natürlich anders genannt wird. Viele Schulen haben eine solche Musikgruppe, was die Motivation die Kids anspornt ein Instrument zu erlernen. Dieser Wunsch ließe sich aus Kostengründen sicher eher innerhalb Boliviens realisieren. Im dritten Raum soll ein Labor entstehen. Leider ist weder klar wie es ausgestattet werden soll, noch was dann dort passieren soll; es ist einfach erst einmal eine gesetzliche Vorgabe.
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Sollte es gelingen den zur Vollendung nötigen Betrag zusammen zu bekommen, geht es um die Ausstattung. Für den Computerraum sieht es ganz gut aus. Ein schon in Cochabamba erprobter Weg soll auch in Cotoca beschritten werden.
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Neben all den wertvollen Gesprächen und Kontakten bleibt ein wenig Zeit für uns Land und Kultur besser kennen zu lernen. Bei der Leistungsschau der Oberschule hatten wir unter Anderem einiges über Keramikkunst in Cotoca erfahren. Wir nutzen die Gelegenheit und besuchen eine Familie, die diese Keramiken herstellt und eine Verkaufsausstellung.
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Eines Abends, wir sitzen wie so oft mit den Schwestern zusammen, erzählt Bärbel auf Spanisch, dass der Gemeindepfarrer Thomas eine Turmbesteigung angeboten hat. Schallendes Gelächter der Schwestern. Die Schwestern müssen erst Luft holen bevor sie uns aufklären, dass Bärbel ein Wort nicht ganz richtig ausgesprochen hat und sie so von der Möglichkeit gesprochen hat, dass Thomas den Stier des Pfarrers besteigen darf. Nun, es wurde zum Glück der Turm und diese prächtige rein mechanische Turmuhr mit Leutewerk war, neben dem schönen Rundumblick, die Belohnung.
Liebes Colegio Barbara Micarelli del Niño Jesús!
Du wirst 15! Ein guter Grund zu feiern.
Ein guter Grund sich an den großartigen Erfolgen und Entwicklungen der vergangenen Jahre zu freuen.
Wir freuen uns mit Euch und wünschen Euch von Herzen
Gottes reichen Segen
und viel Erfolg bei all dem, was da noch auf Euch zu kommt.
Wir sind an Eurer Seite!