Father Peter Susai ist in Garbsen bekannt, weil er in den letzten zwei Jahren Urlaubsvertretung für Pfarrer Nolte gemacht hat, um Deutsch zu lernen und sein Studium zu finanzieren. Zur Zeit ist Fr. Peter bis Ende Juli wieder in unserer Gemeinde.
Wir befragten Fr. Peter über das Thema seiner Promotionsarbeit und das Leben in Rom und in Garbsen.
Father Peter, Sie sind Doktorand in Rom. Aus welchem Bundesstaat in Indien kommen Sie? Wie kamen Sie dort als Lehrer ins Priesterseminar? Was werden Sie nach Ende Ihres Studiums machen?
Ich komme aus dem südindischen Bundesstaat „Tamil Nadu“. Der Name stammt von der Sprache die dort gesprochen wird. Laut Wissenschaftlern gehört meine Muttersprache zu den ältesten Sprachen der Welt. An der Erforschung der „Tamil“-Sprache waren einige deutsche Missionare beteiligt. Mein Heimatort ist die alte Stadt Thanjavur, die berühmt ist für ihre Tempel. Dort bin Diözesanpriester in der Basilika „Unserer Liebe Frau von guter Gesundheit“.
Bevor ich nach Rom für meine Doktorarbeit ging, war ich im Major Priesterseminar, das in Chennai, der Hauptstadt von Tamil Nadu liegt. Ich hoffe dass ich nach Abschluss des Doktorandenstudiums zum Seminar zurück kommen kann um Philosophie zu lehren.
Ihr Bischof hat Sie zum Studium nach Rom geschickt. In welcher Universität studieren Sie und was ist das Thema Ihrer Arbeit?
Die Professoren im Priesterseminar haben meinen Bischof im Jahre 2001 gebeten, mich zum Seminar zu schicken, um bei der Ausbildung der Studenten zu helfen. Seitdem war ich im Priesterseminar in Chennai. Sowohl die Bischöfe von Thanjavur und Chennai helfen mir mein Promotionsstudium in Rom abzuschließen.
Ich studiere der Lateran-Universität in Rom und arbeite an meiner Dissertation. Vorher war ich drei Jahre Student an der Angelicum-Universität, bis mein ehemaliger Professor Bischof von Fribourg in der Schweiz wurde und somit mich und meine Arbeit nicht mehr betreuen konnte.
In meiner Arbeit geht es um das Verständnis der westlichen Säkularität nach der Auslegung von Charles Taylor, einem Philosophen aus Kanada. Das Thema ist sehr relevant nicht nur für die westliche Welt sondern auch für die indische Gesellschaft, da sich diese schnell in eine westlich-(europäisch) geprägte Welt wandelt. Es ist sehr schwierig in unserer Zeit an Gott zu glauben, wenn viele meinen, das die Wissenschaft alles erklären kann. Diese Herausforderungen für den Glauben an Gott sind nicht neu. Ich wurde an Leibniz erinnert, der als Philosoph in Hannover gearbeitet hat. Er hat mit mathematischen und logischen Denken und Optimismus bestätigt, dass diese schöne Welt von Gott geschaffen wurde. Doch es gibt viele, die diese Aussage nicht akzeptieren und den Gottesglaube infrage stellen.
Charles Taylor bietet eine Alternative zu der Entwicklung des Unglaubens im Westen und zeigt, dass Glaube nicht nur sinnvoll sondern unbedingt notwendig ist, damit diese Welt friedvoll ist und eine positive Orientierung hat. Meine Forschung beinhaltet die verschiedenen Formen von Glauben, damit wir miteinander in Frieden leben können.
Welche besonderen Probleme haben Sie mit dem Studium in einem fremden Land mit einer fremden Sprache in der großen und teuren Stadt Rom? Welche Kosten haben Sie für Ihr Studium zu tragen und wie finanzieren Sie diese?
Jeder Schüler hat seine Probleme unabhängig vom Alter und Land. Aber ein ausländischer Student hat mehr Probleme und Nachteile als einheimische Studenten, wie das Erlernen einer neuen Sprache, der psychischen Bewältigung des ungewohnten Lebens in einer ganz anderen Kultur – zum Beispiel das Essen – und vor allem hohen Kosten und Ausgaben.
Im Vergleich zu anderen Städten und anderen europäischen Ländern ist Rom sicherlich eine sehr teure Stadt, auch wegen der Tausenden von Touristen, die jeden Tag kommen. Abgesehen von den Kosten für Unterkunft und Verpflegung gibt es weitere große Ausgaben: Studiengebühren, Kauf von Büchern, Fotokopien, Krankenversicherung, jährliche Erneuerung des Visums usw. Studieren in einem fremden Land ohne Stipendium oder einer Erwerbstätigkeit ist nahezu unmöglich. Zum Glück wurde mir von „Kirche in Not“ drei Jahre geholfen. Ich bin sehr dankbar für die wunderbare Unterstützung.
Leider konnte “Kirche in Not” mein durch den plötzlichen Weggang des Doktorvaters verlängertes Studium nicht komplett bezahlen. Letztes Jahr gaben mir die Französischen Missionare ein halbes Stipendium, die andere Hälfte bezahlten italienische Priester. Ich hoffe jetzt aber, dass ich – so Gott es will – im nächsten Jahr meine Arbeit abschließen kann. Und ich glaube fest daran, dass die Gnade Gottes und die Hilfe bekannter und unbekannter Spender mir helfen, mein Studium gut zu beenden.
Was gefällt Ihnen an unserem Land? Könnten Sie sich vorstellen, in Deutschland einige Jahre als Priester tätig zu sein?
Ich bin in der Tat sehr glücklich, in Deutschland jetzt schon zum dritten Mal in Garbsen zu sein. Ich danke ganz herzlich Pfarrer Benno Nolte und der Gemeinde St. Raphael.
Die Disziplin im Straßenverkehr, eine separate Spur für die Radfahrer, viel Platz in den Wohnungen und zwischen den Häusern, die wunderbaren Rasen vor den Häusern sowie freundliche „Hallos“ sind die Eindrücke, die ich in Garbsen sehr mag.
Für viele Länder wäre Deutschland ein nachahmenswertes Modell für Sauberkeit und Ehrlichkeit. Auch ein wichtiges Beispiel für viele Menschen der Welt ist die Bereitschaft der Deutschen, Energie durch Solarenergie erzeugen und keine Nuklearenergie mehr zu nutzen.
Ich freue mich, wenn ich noch einmal im nächsten Jahr in einer Gemeinde in Deutschland Priesterdienst tun kann. Aber nach meiner Promotion werde ich nach Indien zurückgehen und im Priesterseminar wieder Studenten unterrichten und ausbilden.
So Gott will im Jahr 2014.
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Herzlichst Ihr Peter Susai Lesen Sie einige Informationen über Charles Taylor und meine monatlichen Einträge in meinem römischen Blog-Tagebuch!